Hmmm wie fange ich dieses Thema denn nun an? Ich hab mir fest vorgenommen, offen zum zu Depressionen und Co. zu berichten, aber nun stocke ich etwas. „Das schreibt man doch nicht einfach so in der Öffentlichkeit!“ spukt nun direkt der Glaubenssatz in meinem Hirn herum. Und Glaubenssätze sind ja immer wahr.
Vielleicht nähere ich mich mal in kleinen Schritten der aktuellen Wahrheit. Ich habe in den Jahren vor meiner Diagnose Depression viel gearbeitet, also auch gut verdient und gut gelebt. Durch ein paar berufliche und steuerliche Fehlentscheidungen nach der Trennung von meiner Ex-Frau ging es dann für mich langsam aber stetig bergab. Mein Cashflow passte nicht mehr, das heißt, meine monatlichen Einnahmen konnten die aufkommenden Ausgaben nicht mehr decken und das Finanzamt stand mir regelmäßig auf den Füßen. Nach und nach bin ich so schon in den anderthalb Jahren vor der Diagnose mein finanzielles Fettpölsterchen losgeworden. Schlimmer noch, ich begann Schulden zu machen. Was sich hier so einfach runterschreibt, ist ein elendiger Prozess für mich gewesen. War ich es doch gewohnt, alles immer unter Kontrolle zu haben. Im Geld schwimmen konnte ich nie, aber für ein gutes Leben war es bis dahin allemal ausreichend. In allerhöchster Not zu meinen Freunden kriechen zu müssen und die dann nach Geld anbetteln zu müssen war wirklich schrecklich für mich. Ich war doch erwachsen, hatte doch mein Leben im Griff. In meinen Gedanken war ich nun nur noch ein Verlierer, der nichts mehr gebacken bekommt. Später werde ich auf diesen Zustand noch etwas genauer eingehen.
Zunehmend beginne ich den Satz des Philosophen Mark Rowlands zu anzunehmen, der in seinem Buch „Der Philosoph und der Wolf“ schreibt: „Manchmal sind die unerfreulichsten Momente unseres Lebens die wertvollsten.“
Der reale finanzielle Druck nahm immer mehr zu. Der Druck in meinen Gedanken war bald unerträglich. In regelmäßigen Abständen, ist er das auch noch heute. Ich bin jemand, der Sicherheit benötigt. In Sicherheit bin ich zu jeder „Schandtat“ bereit. Ohne Sicherheit kann ich jedoch gar nichts, bin teilweise wie gelähmt. Vor allem bei finanzieller Unsicherheit.
Zum Beispiel habe ich heute noch 16,13€ für den Rest des Junis über. Keine Ahnung, wie ich den überstehen soll.
Seit ich im ALG-I bin reicht das Geld vorne und hinten nicht mehr. Würde mich meine Partnerin nicht halb mitverpflegen, hätte ich keine Chance über die Runden zu kommen. Dabei zerfrisst mich immer wieder ein Thema der großen Ungerechtigkeit wegen: Meine Nürnberger Berufsunfähigkeitsversicherung. Dazu werde ich in einigen Beiträgen noch speziell berichten, weil ich möchte, dass von deren Vorgehen im Internet zu lesen ist.